Wissenswertes über Taiji/Taichi

Was ist Taiji (T’ai-chi / Taichi / Tai chi)?
Taiji kommt aus der klassischen Tradition und Kultur Chinas und gehört zur sanften und inneren Schule der Kampfkünste, weshalb es auch Meditation in Bewegung genannt wird. Es ist ein ganzheitlicher Kampfsport, der auch rein aus gesundheitlichen Aspekten heraus betrieben werden kann. Jede Übung tut sowohl Körper als auch Seele und Geist gut. Taiji kann mit Waffen (z. B. Schwert, Stock, Säbel, Fächer), als auch anderen Hilfsmitteln (z. B. Ball) oder ausschließlich mit dem eigenen Körper (quan/ch’üan = Faust = ohne Waffe; gesprochen etwa: tschüan) praktiziert werden …

Worauf ich in von mir geleiteten Kursen besonders achte
Prinzipiell ist das Erlernen von Taiji in jedem Alter und sowohl für Mädchen und Frauen als auch für Jungen und Männer sinnvoll und möglich.
Dennoch gibt es Erkrankungsgrade, in denen selbst die ausgewogenen Bewegungen des Taiji eine Vorbereitung brauchen bzw. zunächst einmal individuell ausgewählt werden sollten. Deshalb bitte ich Sie bei körperlichen Beschwerden vorher Ihren Arzt um Rat zu fragen …

Die philosophische Grundlage
Die philospohische Grundlage des Taiji liegt im Daoismus, der sich in jeder einzelnen Bewegung spiegelt.
Ziel ist es, sich harmonisch in den Wandel des Lebens, das Wechselspiel von Yin und Yang, einzufügen und dadurch sowohl ganzheitliche Gesundheit, geistige Gelassenheit als auch großes kämpferisches Können zu erlangen.
Dieses Wechselspiel wird im Taiji körperlich z. B. in Form von ständiger Gewichtverlagerung ausgeführt – Eines der Beine kann dann für die Yin-Qualität und eines für die Yang-Qualität stehen …

Unterschiedliche Schreibweisen
Sicher fragte sich der oder die eine oder andere Leser/in schon einmal, wie es kommt, dass es unterschiedliche Schreibweisen des gleichen Begriffes gibt. Oder womöglich fragt sich jemand, ob die Begriffe T’ai- chi ch’üan, Taichi chuan und Taiji quan wirklich das Gleiche meinen. Ja, sie meinen das Gleiche.
Die unterschiedliche (Buchstaben-)Schreibweise ist darauf zurückzuführen, dass es sich beim Chinesischen um eine Symbolschrift handelt, für die es lange keine einheitliche (Buchstaben-)Umschrift gab. Im Laufe der Zeit waren unterschiedliche Umschriften üblich. Aufgrund des Bekanntheitsgrades der alten Schreibweise schloss ich mich lange Hermann G. Bohn, einem Schüler von Song Zhi Jian, an und nutzte für diese Begriffe die ältere Form der Wade-Gilles-Umschrift (=T’ai-chi ch’üan). Grundsätzlich halte ich jedoch eine einheitliche Umschrift für sinnvoll und schloss mich deshalb irgendwann der modernen und im gesamten heutigen China offiziell gelehrten Pinyin-Umschrift an …

Fotoquelle: Loni Liebermann
Unterschiedliche Schulen und Stile
Es gibt verschiedene Stile und Formen im Taiji, die mit und ohne Waffen (Taiji quan – ch’üan/quan = Faust, also ohne Waffe) oder mit anderen Werkzeugen ausgeführt werden können. Von der Faust über den Stock, Schwert, Säbel, Fächer bis hin zum Ball sind vielerlei Werkzeuge zu finden.
Taiji hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter entwickelt, so dass es nicht “die Überlieferung” gibt. Bereits innerhalb des Taiji quan (waffenlos) gibt es mehrere Schulen/Stile, von denen ich zum Verständnis hier eine kurze Einführung geben möchte: Die Bezeichnungen der Stile leiten sich von den Familiennamen, der Familien, die sie entwickelt oder verfeinert haben, ab …